Statt immer wieder neu erklären: Antworten auf antiisraelische Phrasen.

Für die einzige Demokratie im Nahen Osten einzustehen, ist ja nicht immer ganz leicht. Bestenfalls erntet man Unverständnis oder peinliche Berührtheit. Gelegentlich wird das auch als Skurrilität geduldet, mit der man sich lieber nicht gemein macht. In der Regel muss man sich gegen Uninformiertheit, Aggressivität oder antisemitische Stereotypen zur Wehr setzen.
Hamburg für Israel

Die Diskussionen zum Thema Nahostkonflikt sind offline wie online, meist sehr ermüdend. Bei Manchen scheinen Argumente überhaupt nicht anzukommen, wenn sie überhaupt zu hören. Bei Anderen fehlt tatsächlich einfach nur Hintergrundwissen, viele sind – was bei den Medien in Deutschland auch nicht so stark verwunderlich ist – schlecht und einseitig Informiert. Und die „israelkritischen“ Klischees und Zerrbilder bleiben halt doch oft hängen. (Und klar ist, dass komplett antisemitische Äußerungen völlig außerhalb dessen stehen, was Wert ist mit einer sachlichen Debatte zu konfrontieren.)

Ich nehme mir aber mal Zeit, meine Perspektive auf den Konflikt (zumindest Bruchstückhaft) zu erläutern und mich dabei explizit an einigen Ansichten abzuarbeiten, die ich immer und immer wieder zu hören bekomme – nicht nur beim aktuellen Beispiel, der „Operation Wolkensäule“.

Smash Hamas! Support Israel.

(Bild basierend auf Flying Dash von PsiQss)

„Israel ist ein Aggressor.”

Seit dem Rückzug aus dem Gazastreifen sind über 8.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel gefeuert worden. Knapp zwei Millionen Menschen in Israel (ein Drittel der Bevölkerung) leben in Reichweite der Hamas-Raketen. (Siehe auch den Wikipedia-Eintrag zu Palästinensischen Raketenattacken auf Israel in 2012 oder das IDF-Blog. Wenn Israel als Reaktion darauf gezielt gegen die Hamas vorgeht wird dies als „Mord“ dargestellt, während ignoriert wird, dass das Ziel der Hamas ist möglichst viele jüdische Menschen zu töten und ein Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer zu schaffen.

Besonders lächerlich sind vor dem Hintergrund des lang andauernden Raketenterrors (leider stets wiederkehrende) Behauptungen, Israel hätte diesen Krieg „angefangen“.

„Die Siedlungspolitik ist Schuld an der Gewalt.“

Im Gegensatz zu der momentan relativ friedlichen Westbank, wo es zwischen den arabischen Städten und Siedlungen noch zahlreiche jüdische gibt, ist der Gazastreifen – gegen den Widerstand der Siedler_innen – 2005 vollständig geräumt worden. Der Abzug der Siedlungen und der umliegend stationierten israelischen Soldat_innen hat keine Befriedung gebracht. Seit der Siedlungsräumung haben die Raketenbombardements durch die Hamas stetig zugenommen. Was auch immer von der „Siedlungspolitik“ zu halten sein mag, mit dem derzeitigen Konflikt im Gaza hat sie nichts zu tun.

„Israel reagiert unangemessen/unverhältnismäßig und nimmt das Sterben von Zivilist_innen in Kauf.“

Während die Hamas das erklärte Ziel verfolgt, möglichst viele jüdische Menschen zu töten, versucht die israelische Armee, die Bevölkerung des Gazastreifens vor den Angriffen auf Hamasstellungen zu warnen. Das dies nicht immer gelingt ist in erster Linie der erfolgreichen Zielumsetzung der Hamas zuzuschreiben. Dazu fast der Guardian treffend zusammen:

Every rocket from Gaza is a double war crime. First, the rockets are aimed at civilians; second, they are fired from built-up civilian areas, often close to schools, mosques and hospitals. And about 10% of Hamas rockets fired from Gaza don’t reach Israel, exploding in Gaza. Mohammed Sadallah – a four-year-old killed on Saturday, his body displayed in a press conference with Ismail Haniyeh, Hamas’s leader – was, according to the Palestinian Centre for Human Rights, most likely killed by an errant Hamas rocket.

Wer so was für eine einseitige Darstellung hält, sollte sich die Aussagen der Hamas dazu anhören, wie „menschliche Schutzschilde“ eingesetzt werden sollten. Hier wird auch der Kern der ideologischen Unterschiede zwischen der Hamas und Israel deutlich, die sich – in Worten der Hamas – wie folgt auf den Punkt bringen lassen:

„We desire death, like you desire life“

Besonders perfide ist bei der Nutzung der Hamas von Menschen als Schutzschilde die Instrumentalisierung von Kindern. Nicht nur, dass die Hamas etwa Schulgelände als Abschussorte für Raketen nutzt. Während in Israel alles dafür getan wird, jüdische wie arabische Zivilist_innen zu schützen und auch im Gazastreifen die Bevölkerung zu warnen, um Unschuldige zu schützen, schlachtet die Hamas jedes verletzte oder gestorbene Kind propagandistisch aus. Und wenn kein Kind getroffen wird, wird der (versuchte) Kindermord halt erfunden und etwa Bilder von schwer verletzten syrischen Kindern als die palästinensischer Kinder genutzt.

Und in Deutschland hindert diese Wissen natürlich Leute nicht daran, das antisemitische Sujet des Kindermordes aufzuwärmen oder Israel als Apartheidsstaat zu diffamieren.

Zur Ideologie der Hamas gibt es vom BAK Shalom einen Flyer von 2008: „Hamas heißt Krieg“. Da es hier hauptsächlich um Geschichte, Hintergründe und Ideologie der Hamas geht ist der Text noch immer aktuell.

„Alles Propaganda.“

Im Krieg stirbt immer zu erst die Wahrheit, etc. pp. … Auf Facebook und Twitter waren in den letzten Tagen immer wieder Kommentare zu proisraelischen Texten zu lesen, die fast alles als Propaganda abtuen wollten, selbst wenn es um pure nachprüfbare Zahlen oder Tatsachen ging, etwa die Zahl der aus Gaza abgefeuerten Raketen oder dem Wortlaut der Flugblätter, die die Israelischen Verteidigungskräfte zur Warnung der palästinensischen Bevölkerung abgeworfen hatte. Und auch die hochprofessionelle und Zeitnahe Onlineberichterstattung der IDF wurde stark kritisiert.
Wer israelische Social Media Initiativen zu den aktuellen Ereignissen in Gaza für unangemessene Propaganda hält, sollte dies mal den Medienprodukten der Hamas entgegenstellen:

Mehr dazu bei Palestinian Media Watch oder Memri.org

„Man darf Israel nicht kritisieren (ohne als Antisemit_in dargestellt zu werden).“

Der BAK Shalom hat in seinen FAQs (unter III.) die Frage „Ist Kritik an Israel antisemitisch?“ recht griffig beantwortet:

[…] Kritik an Israels Politik ist nicht per se antisemitisch. Kritik an Israels Politik ist nicht tabuisiert, sondern wird vielerorts zum Ausdruck gebracht. Es gibt keine Verschwörung, die Kritik an Israels Politik verunmöglicht, keine einflussreiche Lobby, die sie sanktioniert. Trotzdem werden immer wieder antisemitische Bilder bedient, wenn es um Israel geht. […] So wird beispielsweise die angebliche Bösartigkeit, die früher den Juden zugesprochen wurde, heute zuweilen auf Israel übertragen. Merkmale hierfür sind zum Beispiel, wenn traditionelle antisemitische Chiffren verwendet werden, die israelische Politik in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt wird, extrem einseitige Schuldzuweisungen an Israel erfolgen und mit einem Maßstab gemessen wird, der an andere Staaten nicht angelegt wird. Schon das Wort „Israelkritik“ ist bizarr – oder gibt es etwa „Uruguaykritik“, „Neuseelandkritik“ oder „Palästinakritik“?

(Hervorhebung: HWH)

Hilfreich ist dabei der Ansatz von Natan Sharansky, antisemitischen Antizionismus mit der „3-D“-Methode zu identifizieren

  • Dämonisierung
  • Doppelstandards
  • Delegitimierung

Als Israel sich wehrte, nachdem hunderte von Raketen abgefeuert wurden, gab es überall Aufschreie über die „illegitime“ Tötung von Hamas-Führern, während die selben Leute darüber schwiegen, dass zeitgleich in Syrien hunderte von Menschen ermordet wurden.

„Israel ist immer Schuld.“

Die am einfachsten zu beantwortende Frage der selbst ernannten „Israelkritiker_innen“ bleibt wohl die nach Schuld und Verantwortung für den Gaza-Krieg (oder Nahostkonflikt als Ganzen): „Schuld ist immer nur Israel.“

Diese Liste antiisraelischer Phrasen und deren Beantwortung ist natürlich unabgeschlossen. Bei Bedarf werde ich zu gegebenem Zeitpunkt das eine oder andere noch ergänzen.

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