Vine in der politischen Medienbildungsarbeit

Vine macht seit Januar
auf iPhones die Runde. Die App, mit der eins 6-Sekunden-Videos (die
in Endlosschleife gezeigt werden) aufnehmen kann, hat ein bisschen
zu Unrecht den Vergleich „Instagram
für Videos“
aufgedrückt bekommen. Denn es geht nicht
darum, mittelmäßige Aufnahmen durch fancy Filter aufzuhübschen,
sondern in wenigen Sekunden kleine Geschichten zu
erzählen.

Lucie
hat recht
, wenn sie auf kleinerdrei.org schreibt, dass
die App ein großes medienpädagogisches Potenzial birgt:

Mit dieser simplen App ist es schlicht möglich,
zu erleben und auszuprobieren, wie Film gemacht wird. Ein Grundkurs
Film sozusagen, im Finger-Tip-Mikro-Studio. Es ist möglich zu
erleben, wie sich ein Schnitt zum anderen verhält. […] Von der
Kürze der Clips darf man sich bei der Einschätzung der App nicht
täuschen lassen – limitierte Mittel fordern und begünstigt im
Zweifelsfall die Kreativität eher, als dass sie behindern. Und auch
in sechs Sekunden kann eine Geschichte erzählt werden.

In einem Seminar zur
gendersensiblen Mediennutzung mit Multiplikator_innen der
Jugendarbeit
im ABC
Hüll
haben wir die Teilnehmenden gleich zu Anfang ein
paar Vines aufnehmen lassen. Die App ist fürs iPhone optimiert,
läuft aber hochskalliert auch auf dem iPad hervorragend. Und im ABC
haben wir mittlerweile vier davon. Für eine Kleingruppenarbeit eine
ganz tolle Voraussetzung.

Die Aufgabenstellung
hatten wir sehr offen gehalten. Es sollten Filme, die „irgendwas
mit Gender“ zu tun hatten gedreht werden. Die Gruppe kannte sich zu
diesem Zeitpunkt erst zwei Stunden und die Übung sollte neben einem
thematischen und medialen Einstieg auch der Teamfindung dienen. Und
Vine hat’s da echt leicht gemacht, denn die App ist wirklich
selbsterklärend. Außer „Aufnahme/Pause“ gibt es keine Optionen. Und
so konnten sich die Gruppen auf die Inhalte und die Gestaltung
konzentrieren und schnell erste
Erfolgserlebnisse sammeln
.

(Ein
Kleingruppenergebnis.)
Natürlich lassen sich in sechs
Sekunden keine komplexen politischen Fragestellungen hinreichend
thematisieren und beantworten. Aber um ein Statement zu setzen,
eine Frage aufzuwerfen oder etwa ein Klischee aufzugreifen und
bestenfalls zu demonstrieren kann das schon reichen. Ich habe an
sich kein großes Problem mit „walled gardens“ wie iOS-only-Apps,
die ein abgeschlossenes Ökosystem darstellen, dass wenig offen ist,
so lange es sich dort wohlig anfühlt. Aber für medienpädagogische
(und angrenzende) Arbeiten stößt Vine schon an ein paar Grenzen.
Hauptkritikpunkte, die ich dabei sehe sind:

  • Plattformabhängigkeit. Der Zugang zu iOS-Geräten ist halt
    leider durch die ökonomische Wirklichkeit nicht allen offen. (Eine
    Android-App ist offenbar in Planung.)
  • App-Einschluss. Wenn die Vines nicht über Twitter (oder
    Facebook) geteilt worden sind ist es kaum möglich ein Video zu
    teilen. Ich habe zumindest keine Möglichkeit gefunden an die URL
    eines Videos (von Dritten) zu gelangen.
  • Quasi-Veröffentlichungs„pflicht“. Gerade um mal was
    auszuprobieren und auch evtl. etwas peinlicheren Quatsch zu testen
    eignet sich Vine nur bedingt. Eine Offline-only-Version ist nicht
    vorgesehen. Es gibt aber einen Work-Around: Beim ersten App-Start
    Zugriff auf Fotos/Videos erlauben; Vine aufnehmen; Veröffentlichung
    canceln; Video in der iOS-Camera-Roll raussuchen.

Besonders fix geht bei der Nutzung von Vine im
Seminarbetrieb die Ergebnispräsentation, denn die Videos müssen
nicht wie bei wie bei Kameraübungen mit der DV- oder DSLR-Cam von
einem Medium auf den Rechner übertragen werden, um sie am Beamer zu
zeigen, sondern können direkt von einem weiteren iOS-Gerät per
AirPlay oder Monitoradapter abgespielt werden. Sekunden nach dem
Abschluss der Übung. Und das ist echt toll.

(Vine-Cinema.
Meta-Vine.)
Weniger spaßig gestaltete sich die
Ergebnispräsentation im Blog. Es gibt
zwar
allerhand
Tipps
zum Einbetten von vine-Videos. Für bei WordPress.com
gehostete Blogs
funktionieren diese Anleitungen jedoch
leider
nicht
. Für andere Zwecke finde ich das VineIt.co-Bookmarklet eine
schöne Lösung. Außer dem Umweg über Vimeo-Upload ist uns da leider
außer die purer Verlinkung nix Schlaues eingefallen. Falls ihr eine
Idee habt: gerne kommentieren.

3 Replies to “Vine in der politischen Medienbildungsarbeit”

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