BarCamping und Gender {in Hamburg und Umgebung}

Das BarCamp Hamburg (bchh09) ist gerade zu Ende und die Vorbereitungen zu zwei weiteren BarCamps in Hamburg und Umland sind schon mitten im Lauf. Nach dem EduCamp am 5. und 6. Februar 2010 an der Hamburger Universität (wo ich es hoffentlich auch mal auf ein Vorbereitungstreffen schaffe), wird vom 7. bis 9. Mai im ABC in Hüll das erste GenderCamp ever statt finden. Und der Besuch auf dem BarCamp Hamburg hat mich noch mehr in dem Eindruck gestärkt, dass dies nicht nur gut, sondern nötig ist. Und das nicht weil/obwohl der Andrang zur GenderCamp-Session, die Kathrin und ich sehr klein war. Das Diskursfeld Gender und BarCamps scheint nicht ganz neu zu sein. Zeniscalm (Vivian) hat sich schon im letzten Jahr damit auseinander gesetzt, “warum so wenig Frauen auf BarCamps” sind. Auch ein Frauen-BarCamp hat schon statt gefunden. Nina Theofel stellt fest:

Offensichtlich haben sich die wenigen Frauen, die den Weg zum Barcamp finden, bereits mit der Problematik Gendergap befasst, vielleicht weil viele von ihnen im IT-Bereich arbeiten und so tagtäglich damit konfrontiert sind.

Und auch jenseits von unterschiedlicher Repräsentanz innerhalb einer zweigeschlechtlichen Matrix und (zu Hauf gehörten) Mackersprüchen auf dem Hamburger BarCamp gibt es genug Themen für ein GenderCamp. Auf der Programm-Seite von GenderCamp.de sind bisher etwa folgende Sessions vorgeschlagen:

  • Geschlechtersensible/-kritische Jugendbildungsarbeit
  • Identitäten in Online Communities
  • ggf. LED-Throwies-Workshop
  • Gendern in der Schriftsprache (Innen, /innen, _innen, en und innen, etc.)

Das Thema Identitäten in Online Communities konnten wir übrigens auch auf dem bchh09 schon andiskutieren. So erfuhren wir von Oliver Ueberholz, CEO von Mixxt, dass unsere Anfrage, “Geschlecht” als binäre Zwangsangabe bei der Anmeldemaske zu entfernen, durchaus ernst genommen und ausführlich diskutiert wurde. Die Argumente dagegen waren ähnlich wie erwartet, aber uns wurde versprochen, dass das Thema bei Mixxt noch nicht vom Tisch sei. Was für das GenderCamp durchaus relevant ist, da zur Anmeldung in der GenderCamp-Community bei Mixxt bisher leider auch die binäre Einordnung als “Mann” oder “Frau” Pflichtangabe ist.

Bei den vielen interessanten Gesprächen am Rande des Hamburger BarCamps zwischen den Session wurde durchaus auch Interesse an dem Projekt gezeigt. Eine gute Anregung war dabei unter anderem, dass es wohl spannender gewesen wäre, auf dem bchh09 eine inhaltliche Session zum Thema Gender und Web 2.0 anzubieten, statt “nur” generell ein BarCamp vorzustellen, das sich (u.a.) diesem Thema widmet. Diesen Vorschlag werden wir wohl aufgreifen und zum EduCamp im Februar in die Tat umsetzen.

In jedem Fall empfand ich das bchh09 als eine nette Gelegenheit, Menschen, die bisher nur über Twitter oder ihre Blogs kannte mal analog zu treffen. Umso mehr freue ich mich auf das Vernetzungspotential des GenderCamps. Und ich bin mir sicher, dass dies für viele Leute ähnlich ist. Und bis dahin bleibt halt die virtuelle Vernetzung, etwa über Twitter, Mixxt und Facebook.

GenderCamp 2010 – Der Trailer from ABC Bildungs- und Tagungszentrum on Vimeo.

Strategie für Wilhelmsburg: Abwertungskit

Nach kurzen Überlegungen, ob die Flussinsel was für uns ist, sind wir vor gut zwei Jahren nach Hamburg-Wilhemsburg gezogen. Und bisher gefällt es uns hier soweit ganz gut:

Es hat allerdings auch keine anderthalb Jahre gedauert, bis dann die erste Mieterhöhung ins Haus flatterte. Satte 19 Prozent und damit eine Anhöhung auf den Hamburger Mietenspiegel wollte der Bauverein, der erst kurz zuvor – mit Zustimmung der Mitglieder – preiswerten Wohnraum als Satzungsziel gestrichen hatte. Da sollten offenbar die Mieterhöhungen die gewünschte “Aufwertung” des Viertels vorwegnehmen. Nach starken Mieterprotesten (siehe auch hier) konnte zumindest eine übergangsweise Halbierung der Mieterhöhungen und eine Mietpreisgarantie bis 2012 erreicht werden. Die danach noch laufenden Gerichtsverfahren endeten in Vergleichen, so dass letztendlich nicht formal geklärt wurde, ob nun das Reiherstiegviertel eine “normale Wohnlage” ist (die eine Miete auf dem Mittelwert des Mietenspiegels formal rechtfertigt), oder nicht…

“Sie kennen das aus Wilhelmsburg: kaum läuft da einer mit Dreadlocks rum steigen die Mieten um ein Euro pro Quadratmeter…” .
(aus dem Video zum Abwertungskit, siehe unten)

Die Aktivist_innengruppe “Es regnet Kaviar” setzt dabei auf eine subversivere Strategie als etwa die gerichtliche Auseinandersetzung und empfiehlt den Einsatz von “Abwertungskits” zum Miete selber drücken. Wie das funktionieren soll erklärt das unten eingebettete Video.