Am Anfang steht noch immer ein leerer Session-Plan: Vier Jahre BarCamps in der politischen Bildung

Mit dem GenderCamp begann das ABC Bildungs- und Tagungszentrum 2010, BarCamps für die politische Bildung zu nutzen. Die kurze Geschichte von BarCamps in der politische Bildung hat dabei einige Auf und Abs erlebt: 2011 wurde das GenderCamp mit dem Preis politische Bildung des bap (Bundesausschuss politische Bildung) ausgezeichnet. 2014 beschloss die bpb ( Bundeszentrale für politische Bildung), das GenderCamp nicht mehr zu fördern.

Die Jury der bap lobte insbesondere den Einsatz von Social Media in der politischen Bildung. Die Begründung der Jury trug Barbara Menke, Mitglied des bap-Vorstands, vor: Das Projekt verbinde „klassische und neue Elemente politischer Bildung in einem neuen Bildungsformat, mit dem es gelungen sei, neue Teilnehmer/-innen zu gewinnen und vielfältige Arbeitsformen zur Auseinandersetzung mit politischen Themen einzusetzen“.

Als „Un-Konferenz“ bietet ein BarCamp Raum zum Austausch und zum gemeinsamen Lernen. Die Hierarchie zwischen Teilnehmenden und Referent_innen ist hier aufgehoben. Dieses von amerikanischen Netzaktivist_innen entwickelte Konzept bietet ein Forum für selbst-organisierte kooperative Lern- und Arbeitsformen und ist daher als Methode und Veranstaltungsformat für die politische Bildung prädestiniert. Damit einher geht allerdings ein gewisser Kontrollverlust, der mit der Offenheit und Teilnehmendenzentrierung des Formats verbunden ist. Ein BarCamp beginnt mit einem leeren Sessionplan, ein Konzept, das sich mit den Förderrichtlinien der bpb beißt, denn hier muss vier Wochen vor Veranstaltungsbeginn ein verbindliches Programm eingereicht werden.

In dem Seminarbegleitungsbericht, der zur Streichung der bpb-Fördermittel führte, wird fehlendes Vorwissen von Teilnehmenden bemängelt. Nach wie vor unterschätzt die Förderlogik damit die Selbstwirksamkeitsmöglichkeiten, die ein BarCamp bieten. Gerade das miteinander und voneinander Lernen der Teilnehmenden ist eine Stärke von BarCamps, bei denen eben nicht „Expert_innen“ frontal ihr Wissen auf die Zuhörenden prasseln lassen.

Laut bpb konnte ließen sich „einzelne Programmpunkte nicht in den Bereich der politischen Bildung [einordnen]“. Dass die Methode BarCamp als solche, Partizipation und durch ihre Teilnehmendenorientierung politische Bildungsprozesse fördert, wird nicht erkannt. Dabei widerspricht sich der Bericht selbst, in dem als Beispiel aufgeführt wird: „In einer Session ’Fem(me)ine Praktiken in Zeiten von Postgender: Politische Kampfansage? NailArt – Eine Einführung’ haben sich die Teilnehmenden die Nägel lackiert und dabei über Feminismus und neue Bilder von Weiblichkeit gesprochen.“ Die feministische Erkenntnis, dass das Private politisch ist, findet in der Förderpraxis leider keinen Platz. Selbst wenn dies explizit begründet wird.

Neben dem GenderCamp sind weitere BarCamps mit politischen Bildungsanspruch entstanden, etwa das JugendPolitCamp, das IsraelSoliCamp oder das BarCamp politische Bildung. Trotz geplanter Unplanbarkeit fanden sich auch viele Inhalte der Projektgruppe „Globalisierung und Medienkommunikation“ in den Sessioninhalten wieder. So reichte die Bandbreite der Sessions vom IsraelSoliCamp von „Praktische Anwendung von Social Media zur globalen politischen Vernetzung“ bis hin zu einem historisch Abriss zur Geschichte der revisionistische Bewegung des Zionismus in Deutschland. Beim GenderCamp spielte die intersektionaler Perspektive auf feministische Themen eine große Rolle und beim JugendPolitCamp befassten sich viele Sessions mit globale Nachhaltigkeit, Rassismusbekämpfung, Migration und Empowerment durch Medienkommunikation.

Allen BarCamps ist gemein, dass sie nicht nur auf Teilnehmendenebene Lernprozesse in Gang gesetzt und Empowerment gefördert haben, sondern auch zur Vernetzung verschiedener Akteur_innen geführt haben. So beteiligt sich etwa die Migrant_innen-Selbstorganisation Jugendliche ohne Grenzen mittlerweile aktiv an der Organisation der JugendPolitCamp. Gleichzeitig war eine Erkenntnis aus vier Jahren BarCamps, dass diese besonders dann erfolgreich sind, wenn sie nicht nur auf einer breiten Basis mit den Teilnehmenden umgesetzt werden, sondern schon ein gemeinsames Interesse an der Organisation und Vorbereitung besteht.

GenderCamp sketchnotes – my first attempt in visual note taking.

Sketchnotes zur Klassismus-Session auf dem #GenderCamp 2013

I’ve been always quiet impressed by sketchnotes which passed my eyes through my twitter, flickr and RSS from lectures, barcamp sessions or conferences. Those visual notes mixed from drawings, text, diagrams and structures appealed to me and gave me much more of an inside on the issue of an event which I missed than just some tweets and pictures or sometimes even full length blogposts.

In short, [sketchnoting] is purposeful doodling while listening to something interesting. Sketchnotes dont require high drawing skills, but do require a skill to synthesize and summarize. Sketchnote Army

Having “I can’t draw” in mind (as many people, I guess) I never really considered to begin with sketchnoting myself. Although taking sketchnotes is much more about taking notes for oneself than visualizing something for others. That was until I watched the webtalk on #pb21 – a blog on civic education – with Ralf Appelt (@ralfa), one of the most frequent sketchnoters in my streams. This video finally encouraged me to try it myself and the first best chance to try it was GenderCamp 2013, a barcamp on feminism and internet culture and politics which I co-organize.

So in all of the gendercamp sessions, which I didn’t facilitate myself or where I wan’t in charge of the formal written documentation, I took some visual notes. Let me show it to you, before I conclude what benefit I got from creating those sketchnotes.
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Posterous-Blogs auf selbst-gehostete WordPress-Blogs umziehen.

Und noch mal ein Internetkramsblogpost hinterher. Ein bisschen Mimimi darüber, wie ärgerlich das ist, wenn ein Webdienst dicht macht, hatte ich ja letzten Monat schon zusammengeschrieben. Und nun habe ich den ersten Posterous-Umzug (von drei anstehenden) hinter mir.

http://gendercamp.posterous.com, das Dokumentationsblog vom GenderCamp habe ich auf http://blog.gendercamp.de umgezogen.

Um es kurz zu machen: der von Posterous vorgeschlagene Export-Import-Weg hat für mich nicht funktioniert. Der Warte-Dialog beim Posteous-Import-Plugin im WordPress-Backend drehte sich ewig im Kreis. Es kann sein, dass es mit kleineren Posterousblogs leichter funktioniert. Bei etwas 130 Blogposts und knapp 60MB Mediendaten hat es nicht funktioniert.

Geklappt hat es dann über den Umweg wordpress.com, da WordPress einen eigenen Importer für Posterousblogs hat. So klappt dann der Umzug:

  • bei Posterous das Backup requesten
  • neues (temporäres) Blog auf wordpress.com anmelden (dieses muss auf „öffentlich“ gestellt sein, sonst funktioniert der Umzug in das selbst-gehostete Blog nicht)
  • bei http://{deintemporäresblog}.wordpress.com/wp-admin/import.php die Datei „wordpress_export_1.xml“ hochladen
  • im WordPress.com-Blog unter http://{deintemporäresblog}.wordpress.com/wp-admin/tools.php?page=export-choices wine xml-Datei exportieren und diese dann
  • im „eigentlichen“, selbst-gehosteten unter http://{deinedomain.tld}/wp-admin/import.php mit dem WordPress-Importer wieder importieren…

Alle eingebetteten Bilder, Audiodateien werden dabei dann von Server zu Server übertragen. Das hat beim zweiten Versuch tadellos geklappt, nach dem ich beim ersten noch das WordPress.com-Blog auf „privat“ gestellt hatte, was nur Fehlermeldungen produzierte.

Wenn ihr einen einfacheren Weg findet oder für euch das Import-Plugin für selbstgehostete Blogs funktioniert: um so besser. Ansonsten wünsche ich mit dem beschriebenen Weg viel Erfolg.

GenderCamp 2012 war kein Ponyhof (trotz Ponysession)

… (auch) für Außenstehende ließ sich (vor allem durch Twitter) wahrnehmen, dass das GenderCamp nicht die „drei Tage hach“ der 2010er Premiere erreichten. Mir geht es aber ähnlich wie Nadine Lantzsch, die insgesamt das GenderCamp 2012 als „wesentlich angenehmer“ als 2011 empfand.

Und trotzdem gab es Ärger, der

  • sich wohl nicht in einem Blogpost zusammenfassen lässt,
  • für alle andere Seiten hatte,
  • für manche gar nicht sichtbar wurde (oder nur Nebenschauplätze davon).
Apple Jack und Rainbow Dash im Ponyhof
Apple Jack und Rainbow Dash im Ponyhof – Apple and Rainbow in a Barn by *johnjoseco

Ich starte hier einen subjektiven Versuch, diesen „Ärger“ aufzudröseln und transparent zu machen, der für manche leider überdeckt hat, dass das GenderCamp auch in diesem Jahr von tollen Menschen, spannenden Ideen, kreativen Basteleien und vielseitigen Sessions geprägt war.

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Warum ich mich auf’s #GenderCamp freue.

Momentan bin ich mehr als ausgelastet mit zu erledigendem Zeugs – viel Anstrengendes, aber auch Gutes. Und die To Dos der Vorbereitungen zum GenderCamp sind da mitten drin. Die erste Vorfreude nach einem schönen Vorbereitungswochenende im Winter und die große Euphorie nach der Anmeldeflut wurden bei mir mit Orgastress etwas überwuchert. Aber aus all dem wächst nun doch langsam aber stetig, die Spannung und Freude auf vier lange Tage im Mai. Und ich habe gerade das Gefühl, dass ich diese Freude auch mal kundtuen könnte.

7 Gründe, warum ich mich auf’s GenderCamp freue:

  1. Im Erwerbsarbeitsalltag habe ich – trotz vorhandener Möglichkeiten, mich mit spannenden Fragen auseinander zu setzen – selten die Chance dies so intensiv zu tun, wie ich es bei den letzten beiden GenderCamps (2010, 2011) konnte.
  2. I <3 BarCamps.
  3. Im letzten Jahr gab es nach hach-iger Atmosphäre doch arge Auseinandersetzung, die schmerzhaft, aber lehrreich waren. Ich habe das Gefühl, dass daraus Produktives, Reflektiertes, Selbskritisches und vielleicht dennoch Flauschiges erwachsen kann. Und andere Leute mit Kindern sind auch da, mit denen über feministische Perspektiven auf’s Elternsein diskutiert werden kann.
  4. Die ganze Kleinfamilie kommt diesmal mit nach Hüll.
  5. Ich hoffe, dass ich wenigstens ansatzweise die Diskussionen der feministischen Bloggeria nachvollziehen und nachholen kann, die ich im Sumpf meines RSS-Readers in den letzten 12 Monaten verpasst habe.
  6. Es haben sich sehr viele diskussionsfreudige, flauschige, streitbare, hilfsbereite und kritische Menschen angemeldet, die ich schon kennengelernt habe (inkl. eines grandiosen Orgateams). Plus viele neue Gesichter.
  7. Nach Abschluss (…und Nachbearbeitung) des GenderCamps kommen 10 Monate Elternzeit auf mich zu!

BarCamping und Gender {in Hamburg und Umgebung}

Das BarCamp Hamburg (bchh09) ist gerade zu Ende und die Vorbereitungen zu zwei weiteren BarCamps in Hamburg und Umland sind schon mitten im Lauf. Nach dem EduCamp am 5. und 6. Februar 2010 an der Hamburger Universität (wo ich es hoffentlich auch mal auf ein Vorbereitungstreffen schaffe), wird vom 7. bis 9. Mai im ABC in Hüll das erste GenderCamp ever statt finden. Und der Besuch auf dem BarCamp Hamburg hat mich noch mehr in dem Eindruck gestärkt, dass dies nicht nur gut, sondern nötig ist. Und das nicht weil/obwohl der Andrang zur GenderCamp-Session, die Kathrin und ich sehr klein war. Das Diskursfeld Gender und BarCamps scheint nicht ganz neu zu sein. Zeniscalm (Vivian) hat sich schon im letzten Jahr damit auseinander gesetzt, “warum so wenig Frauen auf BarCamps” sind. Auch ein Frauen-BarCamp hat schon statt gefunden. Nina Theofel stellt fest:

Offensichtlich haben sich die wenigen Frauen, die den Weg zum Barcamp finden, bereits mit der Problematik Gendergap befasst, vielleicht weil viele von ihnen im IT-Bereich arbeiten und so tagtäglich damit konfrontiert sind.

Und auch jenseits von unterschiedlicher Repräsentanz innerhalb einer zweigeschlechtlichen Matrix und (zu Hauf gehörten) Mackersprüchen auf dem Hamburger BarCamp gibt es genug Themen für ein GenderCamp. Auf der Programm-Seite von GenderCamp.de sind bisher etwa folgende Sessions vorgeschlagen:

  • Geschlechtersensible/-kritische Jugendbildungsarbeit
  • Identitäten in Online Communities
  • ggf. LED-Throwies-Workshop
  • Gendern in der Schriftsprache (Innen, /innen, _innen, en und innen, etc.)

Das Thema Identitäten in Online Communities konnten wir übrigens auch auf dem bchh09 schon andiskutieren. So erfuhren wir von Oliver Ueberholz, CEO von Mixxt, dass unsere Anfrage, “Geschlecht” als binäre Zwangsangabe bei der Anmeldemaske zu entfernen, durchaus ernst genommen und ausführlich diskutiert wurde. Die Argumente dagegen waren ähnlich wie erwartet, aber uns wurde versprochen, dass das Thema bei Mixxt noch nicht vom Tisch sei. Was für das GenderCamp durchaus relevant ist, da zur Anmeldung in der GenderCamp-Community bei Mixxt bisher leider auch die binäre Einordnung als “Mann” oder “Frau” Pflichtangabe ist.

Bei den vielen interessanten Gesprächen am Rande des Hamburger BarCamps zwischen den Session wurde durchaus auch Interesse an dem Projekt gezeigt. Eine gute Anregung war dabei unter anderem, dass es wohl spannender gewesen wäre, auf dem bchh09 eine inhaltliche Session zum Thema Gender und Web 2.0 anzubieten, statt “nur” generell ein BarCamp vorzustellen, das sich (u.a.) diesem Thema widmet. Diesen Vorschlag werden wir wohl aufgreifen und zum EduCamp im Februar in die Tat umsetzen.

In jedem Fall empfand ich das bchh09 als eine nette Gelegenheit, Menschen, die bisher nur über Twitter oder ihre Blogs kannte mal analog zu treffen. Umso mehr freue ich mich auf das Vernetzungspotential des GenderCamps. Und ich bin mir sicher, dass dies für viele Leute ähnlich ist. Und bis dahin bleibt halt die virtuelle Vernetzung, etwa über Twitter, Mixxt und Facebook.

GenderCamp 2010 – Der Trailer from ABC Bildungs- und Tagungszentrum on Vimeo.