#Educamp Frimmersdorf 2015 – Den Shitstorm voRWEg nehmen

EduCamp Frimmersdorf (nichtoffizielles Logo)

Mit einer PowerPoint-Präsentation hat sich der beliebte Atom- und Kohlekraftkonzern RWE um die Austragung des EduCamps für Frühjahr 2015 beworben. Ein Shitstorm blieb bisher aus, aber noch scheint der rest der (lehrer) […] in den ferien zu sein.

Im EduCamp-Forum gibt allein Lutz zu bedenken:

Ausgerechnet rwe, ausgerechnet kernkraft, old school energy … vom weltweit wälder abholzen für das biomassekraftwerk in england bis zum braunkohlekraftwerk frimmersdorf, laut stern eins der vier dreckigsten kraftwerke der eu … just to name a few […] in meinen augen ein absolutes no go, viel zu politisch, spaltpilz droht!

EduCamp Frimmersdorf (nichtoffizielles Logo)

Willi vom fast ausschließlich männlich besetzten Orga-Team des #ecRWE15 war schon klar, dass wir als RWE Power AG, der “große Dinosaurier” der Stromerzeugung, nicht auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Und ergänzt:

Wir als Ausrichter sind aber Weiterbilder, wir sind dazu da, unseren Kollegen und den Menschen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, die diese Menschen weiterbringen. Das geht nicht mehr mit Präsenzseminaren und bunten Folien. Dazu brauchen wir den Dialog und den intensiven Austausch mit einer Community, die eben nicht über Weiterbildungsmessen tingelt und bunte Produkte anpreist.

Dass es bei so einem Vorstoß nicht um T-Shirt-Verteilen und RWE-Fähnchen-Schwenken geht, ist klar. Und ein vollfinanziertes BarCamp hat natürlich auch einen Charme. Aber sicher wäre es auch naiv zu glauben, dass Veranstaltungsort und Veranstaltung spurlos aneinander vorbei gehen. Klar, am Anfang steht immer ein leerer Sessionplan und das Programm wird von den Teilnehmenden gestaltet. Aber kaum im luftleeren Raum.

In einer Parallel-Diskussion auf Facebook wird eingewandt, „aus welchem Grunde […] eigentlich ein DGB Bildungswerk als Host nicht problematisiert?“ wird (dort findet im Herbst das nächste EduCamp statt). Dabei ist hinlänglich bekannt, dass der DGB Jahr für Jahr am ersten Mai die Bundesrepublik mit Holzkohlegrillbratwurstschwaden überzieht und meistens der Arbeiter_innenbewegungspetrus die Sonne mit ihren gefährlichen Strahlen am 1. Mai die Welt verstrahlen lässt.

  • Besser Atomstrom als gar kein WLAN?
  • Besser Spaltpilz als Atompilz?
  • Besser Atomstromlieferant als Atombombenlieferant?
  • Und vielleicht: Besser AtomEduCamp als kein EduCamp? Andere Bewerbungen für ein EduCamp im Frühjahr 2015 gibt es jedenfalls bisher nicht.

Aber Kalaueritis bei Seite. Ich bin gespannt auf die Diskussion und oszilliere zwischen Skepsis und Neugier: In einem Braunkohlekraftwerk bin ich bisher auch noch nicht gewesen.

Bundesarchiv, B 145 Bild-F041794-0035 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA
Kraftwerk Frimmersdorf: Bundesarchiv, B 145 Bild-F041794-0035 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA

Am Anfang steht noch immer ein leerer Session-Plan: Vier Jahre BarCamps in der politischen Bildung

Mit dem GenderCamp begann das ABC Bildungs- und Tagungszentrum 2010, BarCamps für die politische Bildung zu nutzen. Die kurze Geschichte von BarCamps in der politische Bildung hat dabei einige Auf und Abs erlebt: 2011 wurde das GenderCamp mit dem Preis politische Bildung des bap (Bundesausschuss politische Bildung) ausgezeichnet. 2014 beschloss die bpb ( Bundeszentrale für politische Bildung), das GenderCamp nicht mehr zu fördern.

Die Jury der bap lobte insbesondere den Einsatz von Social Media in der politischen Bildung. Die Begründung der Jury trug Barbara Menke, Mitglied des bap-Vorstands, vor: Das Projekt verbinde „klassische und neue Elemente politischer Bildung in einem neuen Bildungsformat, mit dem es gelungen sei, neue Teilnehmer/-innen zu gewinnen und vielfältige Arbeitsformen zur Auseinandersetzung mit politischen Themen einzusetzen“.

Als „Un-Konferenz“ bietet ein BarCamp Raum zum Austausch und zum gemeinsamen Lernen. Die Hierarchie zwischen Teilnehmenden und Referent_innen ist hier aufgehoben. Dieses von amerikanischen Netzaktivist_innen entwickelte Konzept bietet ein Forum für selbst-organisierte kooperative Lern- und Arbeitsformen und ist daher als Methode und Veranstaltungsformat für die politische Bildung prädestiniert. Damit einher geht allerdings ein gewisser Kontrollverlust, der mit der Offenheit und Teilnehmendenzentrierung des Formats verbunden ist. Ein BarCamp beginnt mit einem leeren Sessionplan, ein Konzept, das sich mit den Förderrichtlinien der bpb beißt, denn hier muss vier Wochen vor Veranstaltungsbeginn ein verbindliches Programm eingereicht werden.

In dem Seminarbegleitungsbericht, der zur Streichung der bpb-Fördermittel führte, wird fehlendes Vorwissen von Teilnehmenden bemängelt. Nach wie vor unterschätzt die Förderlogik damit die Selbstwirksamkeitsmöglichkeiten, die ein BarCamp bieten. Gerade das miteinander und voneinander Lernen der Teilnehmenden ist eine Stärke von BarCamps, bei denen eben nicht „Expert_innen“ frontal ihr Wissen auf die Zuhörenden prasseln lassen.

Laut bpb konnte ließen sich „einzelne Programmpunkte nicht in den Bereich der politischen Bildung [einordnen]“. Dass die Methode BarCamp als solche, Partizipation und durch ihre Teilnehmendenorientierung politische Bildungsprozesse fördert, wird nicht erkannt. Dabei widerspricht sich der Bericht selbst, in dem als Beispiel aufgeführt wird: „In einer Session ’Fem(me)ine Praktiken in Zeiten von Postgender: Politische Kampfansage? NailArt – Eine Einführung’ haben sich die Teilnehmenden die Nägel lackiert und dabei über Feminismus und neue Bilder von Weiblichkeit gesprochen.“ Die feministische Erkenntnis, dass das Private politisch ist, findet in der Förderpraxis leider keinen Platz. Selbst wenn dies explizit begründet wird.

Neben dem GenderCamp sind weitere BarCamps mit politischen Bildungsanspruch entstanden, etwa das JugendPolitCamp, das IsraelSoliCamp oder das BarCamp politische Bildung. Trotz geplanter Unplanbarkeit fanden sich auch viele Inhalte der Projektgruppe „Globalisierung und Medienkommunikation“ in den Sessioninhalten wieder. So reichte die Bandbreite der Sessions vom IsraelSoliCamp von „Praktische Anwendung von Social Media zur globalen politischen Vernetzung“ bis hin zu einem historisch Abriss zur Geschichte der revisionistische Bewegung des Zionismus in Deutschland. Beim GenderCamp spielte die intersektionaler Perspektive auf feministische Themen eine große Rolle und beim JugendPolitCamp befassten sich viele Sessions mit globale Nachhaltigkeit, Rassismusbekämpfung, Migration und Empowerment durch Medienkommunikation.

Allen BarCamps ist gemein, dass sie nicht nur auf Teilnehmendenebene Lernprozesse in Gang gesetzt und Empowerment gefördert haben, sondern auch zur Vernetzung verschiedener Akteur_innen geführt haben. So beteiligt sich etwa die Migrant_innen-Selbstorganisation Jugendliche ohne Grenzen mittlerweile aktiv an der Organisation der JugendPolitCamp. Gleichzeitig war eine Erkenntnis aus vier Jahren BarCamps, dass diese besonders dann erfolgreich sind, wenn sie nicht nur auf einer breiten Basis mit den Teilnehmenden umgesetzt werden, sondern schon ein gemeinsames Interesse an der Organisation und Vorbereitung besteht.

BarCamp politische Bildung – #bcpb14 – Persönlicher Rückblick

Meine ersten beiden Arbeitstage nach meiner dritten Elternzeit fielen auf das BarCamp politische Bildung – #bcpb14 – im wannseeFORUM. Ein super Start. Bei den letzten beiden Ausgaben des #bcpb war ich intensiv in die Orga eingebunden. Diesmal durfte ich ganz entspannt hinfahren, ein bisschen bei der Sessionplanung helfen, drei Sessions anbieten und fertig. Entspannung pur quasi. Die Kolleg_innen aus der Projektgruppe „Globalisierung und Medienkommunikation“ im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten haben wirklich eine großartige Neuauflage auf die Beine gestellt. Danke dafür.

Der Sessionplan bietet einen guten Eindruck über die Fülle der Angebote beim diesjährigen BarCamp politische Bildung. Es liegt im Wesen eines BarCamps und in meiner Unfähigkeit an mehreren Orten gleichzeitig zu sein, dass ich nur einen kleinen Ausschnitt davon selbst miterleben konnte.

Hier setze ich meinen guten Vorsatz um, diese Sessions festzuhalten.
Continue reading “BarCamp politische Bildung – #bcpb14 – Persönlicher Rückblick”

Wir waren in Potsdam, ohne in Potsdam zu sein…

Beim Fachtag und BarCamp „Jugendbeteiligung online stärken“ in Potsdam haben wir die Stadt entdeckt, ohne vor die Tür zu gehen. Auf der Hinfahrt hatten @birtef festgestellt, dass wir noch nie in Potsdam waren. Und weil während der Veranstaltung kaum Zeit war, die Stadt zu erkunden, haben wir spontan eine Session zum Thema Stadterkundung initiiert.

Und das ist in 45 Minuten dabei rausgekommen:
Continue reading “Wir waren in Potsdam, ohne in Potsdam zu sein…”

Sketchnotes vom BarCamp politische Bildung … Digitalisierung mit thematischen Hintergrund

F*ck yeah! … Sketchnotes machen echt Spaß. Und das trotz Totholzmedium und so. Jedenfalls hat es mir auch beim BarCamp politische Bildung #bcpb wieder sehr viel gebracht, diese Form der Notizensammlung zu nutzen, insbesondere, um gut zuhören zu können. Bei meinem ersten Sketchnotes-Versuchen auf dem GenderCamp hatte ich noch ein bisschen nach einer guten Digitalisierungsmethode gesucht. Prinzipiell standen mir da zwei Varianten zur Auswahl:

  1. Fotos mit dem iPhone
  2. Scan mit dem Kopierer im ABC

Die iPhone-Foto-Variante ist sicher die schnellere – und klar, die Kamera ist gut genug – aber das Problem, genau den richtigen Winkel und Ausschnitt zu finden und dann noch einen geeigneten Untergrund fand ich irgendwie unschön. Die Scans wiederum taugten zwar, machten das ganze aber irgendwie trist und leblos.

Beim BarCamp politische Bildung habe ich mal was anderes probiert und bin damit ziemlich zufrieden: ich habe gar nicht erst versucht, die Sketchnotes randlos oder clean zu fotografieren, sondern habe sie auf einen schönen Hintergrund gelegt, der (in den beiden Fällen, in dem ich darauf geachtet habe) sogar zu den jeweiligen Themen passte. Das klappt bestimmt nicht bei jeder zukünftigen Sketchnote, aber ich werd’s mal im Hinterkopf behalten und gebe die Idee ja mal weiter.
Continue reading “Sketchnotes vom BarCamp politische Bildung … Digitalisierung mit thematischen Hintergrund”

GenderCamp sketchnotes – my first attempt in visual note taking.

Sketchnotes zur Klassismus-Session auf dem #GenderCamp 2013

I’ve been always quiet impressed by sketchnotes which passed my eyes through my twitter, flickr and RSS from lectures, barcamp sessions or conferences. Those visual notes mixed from drawings, text, diagrams and structures appealed to me and gave me much more of an inside on the issue of an event which I missed than just some tweets and pictures or sometimes even full length blogposts.

In short, [sketchnoting] is purposeful doodling while listening to something interesting. Sketchnotes dont require high drawing skills, but do require a skill to synthesize and summarize. Sketchnote Army

Having “I can’t draw” in mind (as many people, I guess) I never really considered to begin with sketchnoting myself. Although taking sketchnotes is much more about taking notes for oneself than visualizing something for others. That was until I watched the webtalk on #pb21 – a blog on civic education – with Ralf Appelt (@ralfa), one of the most frequent sketchnoters in my streams. This video finally encouraged me to try it myself and the first best chance to try it was GenderCamp 2013, a barcamp on feminism and internet culture and politics which I co-organize.

So in all of the gendercamp sessions, which I didn’t facilitate myself or where I wan’t in charge of the formal written documentation, I took some visual notes. Let me show it to you, before I conclude what benefit I got from creating those sketchnotes.
Continue reading “GenderCamp sketchnotes – my first attempt in visual note taking.”

#echh13 Vine-Keller: _alle_ Vine Videos vom EduCamp Hamburg

Vine schien eines der beliebtesten Tools auf dem EduCamp Hamburg (#echh13) gewesen zu sein. Zum einen, weil ein Vine-Video so schnell zu erstellen ist, zum anderen, weil es für einige auf dem #echh13 noch (recht) neu war. Vor allem aber, weil es sich für zwei Sachen sehr gut eignet:

  • Mit Vine kann hervorragend die Stimmung einer Veranstaltung wiedergegeben werden.
  • (Nicht überkomplexe) Sachverhalte lassen sich schnell in kleinen Erklärvideos darstellen.

Was ich noch letzen Monat über das Problem schrieb, Vines einbetten zu können ist mittlerweile zum Glück schon obsolet. Einen Link zu der Seite, auf der es einen Embed-Schnippsel gibt, lässt sich direkt aus der iOS-App rauspopeln.

Und damit, mit ein wenig Copy-and-Paste-Fleiß und zwei find-and-replace-all-Eingaben habe ich jetzt mal alle mit „#echh13“ getaggten Vines zusammengesammelt. Enjoy.


Continue reading “#echh13 Vine-Keller: _alle_ Vine Videos vom EduCamp Hamburg”

Keine Bildung ohne Kuchen! … Kein EduCamp ohne Knete.

Kaffee, Kuchen (v.l.n.r.) … So macht Bildung Spaß.

Klar, werde ich beim EduCamp 2013 in Hamburg eine Session zum Thema Kuchen anbieten. Denn was wäre Bildung ohne Kuchen? … Die Zeiten von Rohrstock, Kreidetafel und Pausenbrot sind gezählt. Schulmilch schön und gut. Aber damit sollte sich Bildungsarbeit nicht zufrieden stellen lassen. Wenn wir schon nicht institutionelle und kostendeckende Förderung für emanzipatorische außerschulische Bildung bekommen, wenn schon an Unis kaum noch die Mitarbeiter_innen feste Stellen bekommen und an den Schulen nur noch Physiklehrkräfte verbeamtet werden und wenn wir auch nicht die ganze Bäckerei bekommen: Kuchen futtern muss sein! Warum das so ist erkläre ich beim EduCamp (12.-14. April) in Hamburg.

Darf’s noch etwas mehr sein?

Die Finanzierung des EduCamps steht allerdings noch nicht. Die letzten zehn EduCamps wurden überwiegend durch das Sponsoring von Unternehmen finanziert. Das Hamburger EduCamp #echh13 – bei dem ich mit im Orgateam bin – versucht momentan das größte Stück des Kuchens durch freiwillige private Einzelspenden abzudecken. Das finde ich einen spannenden Ansatz (auch wenn natürlich eine öffentliche Förderung noch toller wäre). Es wurde auch schon viel drüber diskutiert. Mehr als 1.300€ (von 8.000€, die gebraucht werden) sind bisher zusammengekommen. Viel mehr als bei jedem bisherigen EduCamp. Einen ganz kleinen Teil habe ich auch gespendet.

Und ich lege noch ein paar Stück Kuchen oben drauf:

Ich verspreche hiermit für jede gespendeten 100€ einen Stück selbst gebackenen Kuchen (bzw. Muffen oder Cupcake) mitzubringen! Aufgerundet auf die volle Kuchenform/Backblech. Das wird dann zwar keinen ganzen Container füllen, aber vielleicht schließt sich ja noch irgendwer diesem Versprechen an und kriegt auch was gebacken.

Also, ran an den Überweisungsträger, das Onlinebanking oder den Paypal-Knopf: Und spenden!

GenderCamp 2012 war kein Ponyhof (trotz Ponysession)

… (auch) für Außenstehende ließ sich (vor allem durch Twitter) wahrnehmen, dass das GenderCamp nicht die „drei Tage hach“ der 2010er Premiere erreichten. Mir geht es aber ähnlich wie Nadine Lantzsch, die insgesamt das GenderCamp 2012 als „wesentlich angenehmer“ als 2011 empfand.

Und trotzdem gab es Ärger, der

  • sich wohl nicht in einem Blogpost zusammenfassen lässt,
  • für alle andere Seiten hatte,
  • für manche gar nicht sichtbar wurde (oder nur Nebenschauplätze davon).
Apple Jack und Rainbow Dash im Ponyhof
Apple Jack und Rainbow Dash im Ponyhof – Apple and Rainbow in a Barn by *johnjoseco

Ich starte hier einen subjektiven Versuch, diesen „Ärger“ aufzudröseln und transparent zu machen, der für manche leider überdeckt hat, dass das GenderCamp auch in diesem Jahr von tollen Menschen, spannenden Ideen, kreativen Basteleien und vielseitigen Sessions geprägt war.

Continue reading “GenderCamp 2012 war kein Ponyhof (trotz Ponysession)”