Es ist ein eine recht junge Liebe, aber seit einem Jahr habe ich mich mehr und mehr in Markdown verliebt. Okay, dass ist ein bisschen übertrieben, aber mit Sicherheit ist es eines der Tools, dass meine digitalen Workflows in den letzten Jahren am meisten beeinflusst und erleichtert hat. Vor allem für’s Bloggen, aber bei weiten nicht allein dafür. Und bezogen auf den computerisierten Teil meines Lebens wohl die dritt wichtigste Verbesserung nach dem Umstieg vom C64 auf Mac OS und dem Umstieg von „Irgendwas irgendwo aufschreiben“ auf die Nutzung von OmniFocus.
Gut besucht: Markdown Session von @plastikstuhl auf dem #echh13 twitter.com/echh13/status/…
— educamp (@echh13) 14. April 2013
Auf dem EduCamp und vorgestern auf dem BarCamp politische Bildung habe ich nun zwei Mal schon gepredigt, wieso Markdown so toll ist. Beide Male versprach ich, das auch noch mal in einen Blogpost zu gießen. Jetzt halte ich das versprechen auch endlich.
Was ist Markdown?
Markdown ist ein einfacher Syntax, um HTML-Code aus Textdokumenten zu generieren. Markdown wurde mit den Grundgedanken konzipiert, so einfach lesbar und schreibbar wie möglich zu sein. […] Lesbarkeit ist hierbei das oberste Ziel. Ein Markdown-formatiertes Dokument sollte in seiner Grundform veröffentlicht werden können, ohne den Anschein zu erwecken, es sei mit Tags oder Formatierungsbefehlen versehen (wie es bei HTML der Fall ist).
(Deutsche Übersetzung von John Grubers Einführungstext zu Markdown)
So kann ich etwas Textstellen kursiv machen (bzw. hervorheben), in dem ich ein Sternchen oder Unterstrich vor und hinter die Textstelle setze.
_Dieses_ Wort wird hervorgehoben.
Oder Links mit zwei Klammerpaaren schreiben:
This is [an example](http://example.com/ "Title") inline link.
Die komplette Syntax ist auf dem Blog des Markdown-Erfinders John Gruber zu finden, auf (deutsch auch hier.)[http://markdown.de/syntax/]. Multimarkdown ist eine sinnvolle Ergänzung dazu.
Warum sollte ich Markdown benutzen, wo ich doch schon HTML kann?
Das wichtigste sagt Gruber selbst:
Markdown ist kein Ersatz für HTML, nicht einmal Ansatzweise. Der Umfang des Syntaxes ist sehr klein und entspricht nur einem geringen Teil aller HTML-Tags. Es ist nicht die Absicht von Markdown, das Einfügen von HTML-Tags zu erleichtern. HTML ist bereits einfach genug. Die Idee hinter Markdown ist es, Text so einfach wie möglich zu lesen, zu schreiben und zu bearbeiten. HTML ist ein Publikations-Format; Markdown ist ein Schreib-Format. Daher berücksichtigt sein Syntax nur Inhalte, die mit purem Text zu vermitteln sind.
Der Größte Vorteil ist meiner Meinung nach tatsächlich die bessere Lesbarkeit von Markdown gegenüber HTML, etwa beim Korrekturlesen. Einen Textentwurf für einen Webseite, den ich mit anderen absprechen muss, kann ich in Markdown formatiert verschicken, ohne das es weniger technikaffinen Menschen überhaupt auffällt.
Viel schneller zu schreiben ist Markdown natürlich auch. Insbesondere auf dem iPhone möchte ich nicht Markdown als schnelle Formatierungshilfe nicht mehr missen. Alleine etwa HTML-Links zu Schreiben (mit 20.000 Tastaturebenenwechseln auf der virtuellen Tastatur) hat mich früher das eine oder andere Mal abgehalten unterwegs an Blogposts zu schreiben.
Warum sollte ich Markdown benutzen, wo es doch visuelle Editoren (WYSIWYG) gibt?
Waaaaaaaaaaaaaaa! Die machen keinen schönen Code.
Anwendungsfälle
Ich nutze Markdown vor allem für
- das Erstellen von WordPress-Posts (zum Teil bereits zum Vorentwerfen in irgendwelchen Texteditoren oder aber auch im Notizfeld meiner OmniFocus-App
- zum Schreiben von „formatierten“ Text in .txt-Dokumenten, insbesondere unter iOS und zum
- zeitlosen Erhalt von Inhalt und Formatierung unabhängig von irgendwann veraltenden Dokumentformaten (um meinen mit 18 geschriebenen/begonnen Romanentwurf aus einem Claris-Works-Dokument zu kratzen oder alte WordPerfect-Dateien, die ich in der Schule geschrieben hatte zu öffnen bedarf es heute einiger Verrenkungen).
- zum Erstellen von Präsentationen wie dieser mit Hilfe von reveal.js
Tools / Apps
Prinzipiell funktioniert Markdown überall, wo (plain)Text geschrieben werden kann:
- nett sind diverse Textiditoren mit spezieller Markdown-Unterstützung, z.B. (Mac) iA Writer, NVAlt, Marked – eine OS X-Vorschau-/Export-App für Markdown, inkl. einfacher Möglichkeit, eigene CSS-Vorlagen zu verwenden
- WordPress-Plugins z.B. Markdown on Save Improved
- native Unterstützung in CMS-Systemen, wie z.B. SquareSpace oder Blogsystemen wie z.B. Tumblr
- Mouapp(http://mouapp.com/) (OS X, Betaversion und kostenlos)
- Markdown Cheat Sheet
- Text von Internetseiten kopieren – ohne Formatierungen etc. (http://heckyesmarkdown.com/
- enterprisewiki.co
- Fuck Yeah Markdown! – Ein Webtool zum Konvertieren von Webseiten in Markdown.
Brett Terpstra hat eine uuuuuumfangreiche Vergleichssammlung von iOS-Texteditoren aufgestellt. Für die Nutzung von Markdown auf dem iPhone und iPad lohnt sich das allemal.
Weiterlesen
Für Einsteiger zu empfehlen ist der Podcast von MacPowerUsers zum Thema und das dort empfohlene Markdown – iBook von David Sparks und Eddie Smith.
GL
JT